Paulus-Gemeinde Berlin-Neukölln
Berlin - Neukölln - Kranoldplatz 11
aktuell - geistliches Wort
Der Apostel Paulus an der Altarwand in der Paulus-Gemeinde. Foto: Mader
An(ge)dacht
Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig
oder unrein nennen darf. (Apg 10,28, Einheitsübersetzung)
„Wir und die“ – das ist uns geradezu von Beginn anerzogen:
Wir sind eine Familie und das ist eine andere. Wir sind die eine
Kindergartengruppe und das ist die andere. Wir sind eine
Klasse der Schule und dann sind da die anderen Klassen. Wir
sind ein Land, wir sind eine Kirche, wir sind eine Gruppe… Wir
kennen uns, wir sind uns irgendwie alle ähnlich im Geruch, in
den Gewohnheiten, in den Ansichten, in der Lehre… Wir
vertrauen uns… Petrus kannte derartige Abgrenzungen auch.
Und beispielsweise ein Soldat der Besatzungsmacht war eben
von „denen da!“ – nicht nur ein Feind, sondern sogar auch
unheilig und unrein, wie es im 10. Kapitel der Apostelgeschichte
heißt. Dieses biblische Buch beschreibt die erste Ausbreitung
des Glaubens an Jesus Christus als den Juden, der Prophetien
erfüllte, der von Gott kommt, der gekreuzigt wurde und vom Tod
auferstanden ist. Und das 10. Kapitel ist im Hinblick auf „Wir
und die“ der Wendepunkt! Plötzlich ergeben sich Kontakte mit
sogenannten Heiden. Heiden sind alle Nicht-Juden – eben „die
Anderen“. Schlimmstenfalls sind sie „unrein“ und das ist
ansteckend! Achtung: Fernhalten, iiiih! Und neuerdings: Keine
Unterschiede mehr! Es muss sehr aufregend für Petrus
gewesen sein, stelle ich mir so vor. Wenn plötzlich die
gewohnten, vertrauten Ordnungen nicht mehr gelten. Wie
würde es uns ergehen? Das gewohnte „Freund/Feind-Schema“
passt nicht mehr: Jeder Mensch gehört dazu! Es ist Gottes
große Familie.
Lasst uns andächtig werden: Ich stelle mir das vor… Ich merke
meine Widerstände: Das geht doch nicht: Alle??? Ich grenze
keinen aus, auch den stinkenden, unangenehmen Nachbarn
nicht? Aber den dort, der sich nicht zu benehmen weiß: Wenn
wir alle aufstehen, dann gehörte es sich, auch aufzustehen!
Und was ist mit der da? Und die alle? Die passen nicht zu uns!
Stimmen meine Gefühle und Einwände mit meinem Glauben
überein? Passt das zur Lehre Jesu? Wie reimt sich das auf den
Monatsspruch oben? Ich denke, dass wir uns an Petrus ein
Beispiel nehmen: Er sprang über seinen Schatten. Wie er sollen
wir Fremde, Neue, Andersartige, auch Unangenehme, Nervige,
Eklige annehmen. Zuerst durchatmen, dann hinsehen und
annehmen. Fragen, wie’s geht oder wie’s aussieht, oder woher,
warum etc. und dann zuhören! Mit der innerlichen Bereitschaft:
Gott liebt Dich genauso wie mich! Ich bin nicht besser, nicht
liebenswerter, nicht reiner und heiliger!
Möge Gott uns segnen und stärken. Mögen Gemeinden ein Ort
der Liebe, der Annahme und der Vergebung sein! Möge Gottes
Geist uns führen!
So denkt und grüßt Ihr und Euer Pastor Bernhard Mader
Fürstenwalder Gedanken
Herr, behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen!
Psalm 141,3
Mit meinem Mund kann ich Gutes reden und trösten, aber auch
verletzen, Phrasen dreschen und sinnlos daher schwätzen. Auch
wenn ich es mir noch so sehr vornehme, dass aus meinem Mund
möglichst nichts herauskommt, was nicht gut tut oder weiterbringt
- es passiert doch immer wieder. Ich allein kann das nicht
schultern, denn zu sehr bin ich in der Sünde verhaftet.
Da brauche ich göttlichen Schutz! Denn in der Kirche des Wortes
von der Macht des Mundes und der Lippen zu reden, ist Chance
und Risiko zugleich. Dazu kommt, dass wir daran gemessen
werden, was wir in der Öffentlichkeit von uns geben und wie.
Sind meine großen Worte gedeckt von meinem sichtbaren Leben
und meinem Verhalten? Oder redet mein Umgang mit anderen so
laut, dass meine Worte niemanden mehr überzeugen?
Wenn wir Boten der Traurigkeit und des Unfriedens sind, werden
unsere Worte leer bleiben und zu Worthülsen mutieren und
schlussendlich auch keine Freude an Gott wecken.
Phil Bosmans schrieb zum Psalm 141,3 kurz und knapp:
"Suche nicht große Worte,
eine kleine Geste genügt."
Geschwisterliche Grüße aus Fürstenwalde,_Andreas_Lenz
Gebet:
Du, Jesus, bist für die genauso gestorben, wie für mich. Du bist
für den und die genauso auferstanden, wie für mich! Sie sind
genauso im Gottesdienst willkommen wie ich. Du erhörst ihre
Gebete genauso wie meine. Amen.
Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!
Lukas 24,6a.34a
Das Grab, der Stein ist weggewälzt. Modell von Bernhard Mader
Foto Reinhard Borrmann